Samstag, 23. November 2024

Kawa aus Syrien verstärkt die Wasbeker Feuerwehr

Atemschutz, Alarm und Ausrückordnung: Noch sind Kawa Taher diese feuerwehrtechnischen Begriffe fremd. Doch seit Anfang Juni gehört der junge aus Syrien stammende Asylbewerber der Wasbeker Freiwilligen Feuerwehr an. Und an den Dienstabenden wird er hier nun von seinen Kameraden mit den Regeln und der Ausrüstung des Brandschutzes vertraut gemacht.

Wasbeks Gemeindebrandmeister Heinrich Kühl (rechts) freut sich über den Eintritt des syrischen Asylbewerbers Kawa Taher (20, links) in die Freiwillige Feuerwehr.

„Ich wollte im Ort aktiv sein, um Kontakte zu knüpfen. Der Vorschlag, in die Feuerwehr einzutreten gefiel mir. Und mittlerweile fühle ich mich wohl in der Gruppe “, erklärt der 20-Jährige, der mit seinen Eltern und zwei von vier Geschwistern seit acht Monaten in Wasbek lebt. Überhaupt werde seine Familie im Ort sehr freundlich aufgenommen. „Die Leute in Wasbek sind nett, und die Hilfsbereitschaft ist groß“, erzählt er.

In Syrien hatte Taher begonnen, arabische Literatur zu studieren. Doch mittlerweile sieht der 20-Jährige in seiner Heimat keine Zukunft mehr für sich. Er möchte in Deutschland bleiben und sich hier ein neues Leben aufbauen.

„Kawa ist Mitglied und offizieller Anwärter in der Wehr. Wir haben ihn eingekleidet, und er wird bei uns jetzt die normale Ausbildung durchlaufen. Wenn er durchhält, wäre das eine tolle Sache. Auch einer Aufnahme in den aktiven Dienst sowie der anschließenden Teilnahme an Lehrgängen steht nichts im Wege. Wir brauchen junge Leute und würden uns freuen, wenn er dabeibleibt“, erklärt dazu Gemeindebrandmeister Heinrich Kühl. Auch Fritz Kruse, stellvertretender Wehrführer im Kreis Rendsburg-Eckernförde, begrüßt die Tendenz: „So können wir auch durch den demografischen Wandel entstandene Lücken schließen.“

Kawa Taher (Mitte) im Kreise der Wasbeker Feuerwehrleute.

Laut Heinrich Kühl sind die Wasbeker im größeren Umkreis die Ersten, die einen Asylbewerber willkommen heißen. Landesweit ist es schon mehrfach vorgekommen, dass Freiwillige Feuerwehren Flüchtlinge aufgenommen haben. Volker Arp, Landesgeschäftsführer des Feuerwehrverbandes, nennt den Kreis Plön, und hier die Freiwillige Feuerwehr Laboe. „Die Menschen sind hier aufgenommen worden und wollen etwas zurückgeben. Und die Feuerwehren wollen gerne zur Integration beitragen.“

Vorbehalte aus den Reihen der Wasbeker Kameraden hat es zu der Aufnahme von Kawa Taher nicht gegeben. „Sicher müssen wir mit ihm langsam und deutlich Deutsch sprechen. Doch das ist kein Problem, denn seine Sprachkenntnisse sind bereits erstaunlich“, lobt Kühl seinen Neuzugang. Natürlich sei die Situation für beide Seiten neu. Aber darin liege ja auch eine Chance, sich kennenzulernen und Verständnis füreinander zu entwickeln. Bei den praktischen Geräteübungen gehe Sicherheit natürlich vor. „Aber Extrawürste werden bei uns auch für Kawa nicht gebraten. Es sei denn, sie liegen auf dem Grill“, erklärt der Wehrführer abschließend schmunzelnd.

Quelle: shz vom 25.06.2015